Helmut Heißenbüttel, geboren am 21. 6. 1921 in Rüstringen, heute Wilhelmshaven, ist dort und in Papenburg aufgewachsen. Kriegsteilnahme und schwere Verwundung 1941. Studium der Architektur, Germanistik und Kunstgeschichte in Dresden, Leipzig und Hamburg. Zuerst Verlagslektor in Hamburg (1955–1957), danach freier Mitarbeiter und von 1959 bis 1981 Leiter der Redaktion „Radio-Essay“ beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart. Mitglied des PEN-Club der Bundesrepublik Deutschland, Mitglied der Akademie der Künste (Berlin), der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (Darmstadt), der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz und der Freien Akademie der Künste, Mannheim. Heißenbüttel lebte seit 1981 in Borsfleth, er starb am 19. 9. 1996 in Glückstadt.
* 21. Juni 1921
† 19. September 1996
von Otto Lorenz
Essay
Helmut Heißenbüttel gilt als Exponent avantgardistischer Gegenwartsliteratur. Dieses recht allgemeine Urteil enthält die Gefahr, den Leser zu einer vorschnellen Abwehrreaktion gegenüber dem Unkonventionellen und sogleich für unverständlich Befundenen zu verleiten. Um dieser Gefahr vorzubeugen, sollen einleitend die Voraussetzungen für einen angemessenen Umgang mit Heißenbüttels Texten umrissen werden.
Dabei sind zwei literaturgeschichtliche Aspekte von besonderer Bedeutung: 1. Die heute als avantgardistisch bezeichnete Literatur ist bereits einer eigenen, ein ganzes Jahrhundert alten Tradition verpflichtet. Avantgardistisch kann sie deshalb nicht im Sinn eines chronologischen Merkmals genannt werden, sondern allenfalls aufgrund ihres kritischen Einspruchs ...